Geschichte der Falknerei

Der Staufenkaiser Friedrich der II. 1194 bis 1250 verfasste das Buch „ DE
ARTE VENADI CUM AVIBUS “ zu Deutsch, von der Kunst mit Vögeln zu
Jagen.

Die Falknerei, im weiteren Sinne definiert als die Jagd auf Wild mit Hilfe
von abgerichteten Greifvögeln. Die Ursprünge der Falknerei sind im
Staub des Altertums verschüttet, aber vermutlich lagen sie im Nahen,
Mittleren oder Fernen Osten. Manche datieren die Anfänge schon auf
200 v. Chr., jedoch ist der früheste stichhaltige Beleg ein assyrisches
Basisrelief (722-705 v. Chr.). Die Lebensweise des Nomadenvölker Asiens
eignete sich wahrscheinlich gut für die Falknerei, und der Einsatz von
Falken und Adlern war möglicherweise eine wirksame Methode, zu
Fleisch zu kommen, als der Gebrauch primitiver Bogen oder Speere. In
Indien wurde die Falknerei wahrscheinlich schon sehr früh praktiziert,
obwohl der früheste Hinweis erst im zweiten Jahrhundert n. Chr.
auftaucht, und sie erreichte dort ihre größte Popularität nach dem
Eindringen der islamischen Kultur im 14. Jahrhundert. In China gibt es
Berichte über der Einsatz von Falken in der Jagd schon für die Zeit um
etwa 680 v. Chr., im Chu Königtum. In der Han-Dynastie (206 v.
Chr.-220 n. Chr.) hatte die Popularität der Falknerei offensichtlich
zugenommen, da es heißt, dass Kaiser Teng oft in den kaiserlichen Wald
ging, um mit Falken zu jagen. In Japan erscheint der erste Bericht über
Falknerei etwa 720 n. Chr. Sie wurde zu dieser zeit wahrscheinlich auch
in Korea betrieben, da die Quelle einen fremden Vogel erwähnt, der in
Korea gefangen wurde und im dreiundvierzigsten Jahr des japanischen
Kaisers Nintoku (355 n. Chr.) bei der Jagd eingesetzt wurde. In Persien
und Arabien hat die Falknerei vermutlich schon sehr früh begonnen,
obwohl sehr wenige diesbezügliche Quellen existieren. Persien war der
Mittelpunkt der Falknerei im Nahen Osten.

Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Juden in Palästina im Altertum
die Falknerei kannten, und in der Antike war sie in Europa auch nicht
weitläufig bekannt oder praktiziert. Sie erscheint weder auf griechischen
Vasenmalereien noch auf römischen Fresken, obwohl beide andere
Jagdmethoden enthalten. Man Glaubt, dass die Falknerei im
Mittelmeergebiet ab etwa 400 n. Chr. existierte, als ein ältere Autor den
Wunsch beschrieb, dass er als Jugendlicher "einen schnellen Hund und
einen prächtigen Habicht haben wollte". Im sechsten Jahrhundert war
die Falknerei ein fester Bestandteil im Leben germanischer Stämme
geworden. Ihr Gesetz besagte: "Wenn jemand sich erlaubt hat, den
Habicht eines anderen zu stehlen, gebieten wir, dass der Vogel selbst
sechs Unzen Fleisch von der Brust des Diebes fressen soll", was
bedeutete, dass die Nahrung der Falken auf die Brust des Diebes gelegt
werden sollte. Es gab auch Gesetzt zum Schutz von Nestern und Bäumen,
auf denen sich Nestern befanden. Die Periode von 500 bis 1600 n. Chr.
sah den Höhepunkt der Falknerei in den Feudalgesellschaften des
europäischen Christentums und des Islam.

In erster Linie bestimmte der soziale Rang, welcher Greifvogel benutzt
werden konnte, wie die Äbtissin Juliana Berger im Mittelalter vermerkte:
"Ein Adler für einen Kaiser, ein Gerfalke für einen König, ein
Wanderfalke für einen Grafen, ein Merlin für eine Adelige, ein Habicht
für einen Freisassen, ein Sperber für einen Priester, ein Muskat für den
Weihwasser-Vorsteher." Falken waren ein Teil des täglichen Lebens und
wurden in gleichen Maße an den Hof, in die Kirche oder auch in die
Schlacht mitgenommen. Während der Kreuzzüge benützten Christen und
Sarazenen Falken als Friedensboten und Handelsartikel, und zwischen
den Schlachten nahmen sie sich die Zeit, um mit Falken zu jagen. Selbst
die schottische Königin Maria Stuart hatte während ihrer Gefangenschaft
angeblich die Gelegenheit, einen Merlin fliegen zu lassen. Beschwerden
wurden sogar von einer Äbtissin verzeichnet, die sich beklagte, dass die
Nonnen ihre Vögel in die Kapelle mitbrachten. Englische und
französische Könige, russische Zaren und die Kaiser des Heiligen
Römischen Reiches unterhielten über Jahrhunderte große
Falknerhaushalte. Für viele gilt Friedrich II. von Hohenstaufen
(1194-1250), Kaiser des heiligen Römischen reiches, als der größte
Falkner, der je gelebt hat, und war für seine Zeit ein wahrlich moderner
Monarch. In seiner berühmten Anhandlung "De Arte Venandia cum
Avibus" führte er wissenschaftliches Denken in die Schriften über Vögel
ein, und seine Angaben werden noch heute von paktierenden Falknern
benutzt. Viele berühmte historische Persönlichkeiten waren begeisterte
Falkner, von Dschingis Khan in der Mongolei bis zu den Shogunen von
Japan und den indischen Maharadschahs. In vielen Stücken
Shakespeares gibt es Bezeichnungen aus der Falknerei, und viele
Ausdrücke sind in die englische Alltagssprache übergegangen. Falknerei
war eine Leidenschaft, die mit der Rolle von Baseball im heutigen
Nordamerika verglichen worden ist.

Das Aufkommen von wirkungsvollen Gewehren für die Jagd, die
Landrodung für die Landwirtschaft, die Bewirtschaftung von
Wildgehegen, und ein allgemeiner Verfall des Feudalsystems werden als
Gründe für den Rückgang der Falknerei in Europa im siebzehnten und
achtzehnten Jahrhundert zitiert. Die beispiellose Verehrung, die den
Greifvögeln entgegengebracht wurde, wich dem Abschlachten von
Erwachsenen und Küken und der Zerstörung der Nester, da die Vögel
nun als Konkurrenten für das Wild und als Schädlinge angesehen
wurden.

Während dieser Periode wurde die Falknerei weiterhin von ein paar
wenigen Liebhabern betrieben. In Europa existieren einige Falkenklubs,
wie beispielsweise der Königliche Falkenclub von Holland. Berichte
dieses Klubs über die Reiherjagd mit dem Falken beschreiben lange, in
großen Höhen kreisende Flüge, die sich über mehrere Kilometer
ausdehnten. Ihnen folgten gut ausgerüstete Teilnehmer, ähnlich den
Fuchsjagden dieser Tage, zu Pferde. Die gefangenen Reiher wurden
häufig wieder unversehrt freigelassen, nachdem sie an einem Bein mit
einem Ring aus echtem Silber, auf dem das Datum verzeichnet war,
versehen worden waren.

Unser Wissen über die Falknerei im Nahen und Fernen Osten in der
Periode vom siebzehnten bis neunzehnten Jahrhundert ist beschränkt.
Im allgemeinen scheint Sie in verringertem Umfang weiter betrieben
worden zu sein, und in Arabien und in der Mongolei blieb sie bis ins
zwanzigste Jahrhundert hinein weitverbreitet. In einem sehr
bescheidenen Rahmen erreichte die Falknerei nach dem Ende des ersten
Weltkriegs auch Nordamerika, aber erst in der zweiten Hälfte des
zwanzigsten Jahrhunderts begann Ihre Popularität wieder zuzunehmen.
1982 vermerkte T. Cade, daß "Falknerei noch nie so populär wie heute
war". Er schätz, daß es weltweit zwischen 10.000 und 20.000
praktizierende Falkner gibt, hauptsächlich im Nahen Osten, in Europa
und Nordamerika sowie kleinere Gruppen in Südamerika, Australien,
Neuseeland, Afrika, dem asiatischen Teil der Sowjetunion, Korea, Japan
und in Indien.